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Wie erkenne ich Legasthenie?

Jetzt denkst du dir vielleicht, sie ist Legasthenietrainerin und kann selbst nicht richtig schreiben? „Wechstaben verbuchseln“ hat mein Opa früher immer gesagt, wenn sich jemand versprochen hat. Für mich ist dieses Wortspiel noch immer präsent, denn ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen, die die Buchstaben verwechseln, sie auslassen oder hinzufügen. Das klingt nach Legasthenie? Ja, es kann ein Symptom von Legasthenie sein, Buchstaben zu verwechseln, aber das alleine macht noch keine Legasthenie aus.

 

 

Woran erkennst du Legasthenie bei deinem Kind?

 

Es gibt verschiedene Merkmale und nicht jedes Kind hat die gleichen Symptome, aber wenn du einige der folgenden Merkmale bei deinem Kind beobachtest, sprich zuerst einmal mit der Lehrkraft und mache dann einen Termin zur Testung aus.

 

Diese Symptome beim Schreiben können ein Hinweis auf Legasthenie sein:

  • Buchstaben vertauschen
  • Buchstaben auslassen
  • Es dauert sehr lange bis dein Kind alle Laut-Buchstaben-Zuordnungen kann.
  • Unleserliche Schrift
  • Viele verschiedene Rechtschreibfehler
  • Das gleiche Wort wird in einem Text auf verschiedene Arten geschrieben (z.B. Schiff, schief, Schif, …).
  • Dein Kind schreibt nicht gerne
  • Dein Kind sieht seine eigenen Fehler nicht.

Diese Symptome beim Lesen können ein Hinweis auf Legasthenie sein:

  • Buchstaben vertauschen
  • Endungen nicht mitlesen
  • Schnell lesen, um Lesefehler zu kaschieren
  • Langsames Lesetempo
  • Es dauert sehr lange bis dein Kind alle Laut-Buchstaben-Zuordnungen kann.
  • Wenig Leseverständnis

 

Eine Checkliste für dein Kind oder deine Schüler:innen findest du im Downloadbereich. Es gibt mehrere Checklisten für verschiedene Altersgruppen. Hast du die Checkliste Legasthenie schon? 

 

 

Wer diagnostiziert Legasthenie?

 

Eine endgültige Diagnose kann dir nur eine Fachperson stellen, in Österreich sind das Klinische- und Gesundheitspsycholog:innen, in Deutschland Ärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen.

 

Es ist wichtig, dass dein Kind eine fachkundige Diagnose bekommt, damit es auch die richtige Förderung erhalten kann.

 

Zur Diagnostik macht man immer einen Lese- und Rechtschreibtest und einen Intelligenztest. Nur mit beiden Testergebnissen kann gegebenenfalls eine Legasthenie diagnostiziert werden.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Legasthenie und einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)?

 

Diese beiden Begriffe werden sehr oft synonym verwendet oder vertauscht. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied, nämlich die Ausprägung der Rechtschreibprobleme und die Behandelbarkeit. Eine LRS ist eine Schwäche und kann durch geeignetes Training des Lesens und Schreibens behandelt werden, das Kind kann seine Schwäche durch Übung ausgleichen und es kann wieder in den Normalbereich beim Lesen und Schreiben kommen.

 

Eine Legasthenie ist eine Lese-Rechtschreib-Störung, sie betrifft jene Kinder, die beim Lesen und Schreiben in den unteren 10 Prozenträngen liegen, das bedeutet, dass 90% der Gleichaltrigen besser lesen und schreiben können. Eine Legasthenie ist nicht heilbar, sie bleibt ein Leben lang bestehen, wobei sich die Symptome in Verlauf des Lebens meistens ein bisschen verbessern. Je älter die Kinder und Jugendlichen werden, desto mehr Schreibungen können sie sich merken und somit machen sie weniger Fehler, aber sie werden auch im Erwachsenenalter noch Fehler machen und diese nur schwer selbst erkennen können. Eine Legasthenie sollte so früh wie möglich behandelt werden, denn je früher Kinder lernen, worauf sie beim Schreiben achten müssen, desto besser werden sie. Außerdem erleben sie dann weniger Misserfolge, die legasthene Kinder und Jugendliche ständig erfahren. Sie bemühen sich, sie üben, trainieren und machen dann doch wieder viele Fehler. Legasthene Kinder haben oft das Gefühl, dass das Üben nichts bringt, aber das ist nicht so, es braucht nur oft länger, bis sich Erfolge einstellen.

 

 

Wie kann ich meinem Kind helfen?

 

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind Probleme beim Lesen und Schreiben hat, dann vereinbare zuerst ein Gespräch mit der Lehrkraft und sprecht über eure Beobachtungen. Wenn die Lehrkraft auch Probleme beobachtet hat, lass dein Kind testen. Danach sollte dein Kind ein Legasthenietraining beginnen.

 

Ein Legasthenietraining kann dein Kind auch dann machen, wenn es (noch) keine Diagnose hat.

 

Im Legasthenietraining lernt dein Kind die richtige Laut-Buchstaben-Zuordnung, wenn es diese noch nicht sicher beherrscht, es übt das Schreiben und Lesen mit spielerischen Methoden und es lernt, wie es seine eigenen Texte korrigieren und überarbeiten kann. Das alles braucht Zeit und Geduld, denn Legasthenie geht nicht weg – wie ich oben schon beschrieben habe, aber es bringt deinem Kind ganz viel. Dein Kind erfährt im Legasthenietraining, dass es nicht immer alles falsch macht, sondern dass es auch vieles schon kann. Es kann seinen Selbstwert wieder verbessern und dein Kind kann lieber und mit Spaß üben. Mir ist das Spielen im Legasthenietraining sehr wichtig, das motiviert und bringt viel mehr als 10 Arbeitsblätter. Auch Arbeitsblätter verwende ich, aber wenn es ein passendes Spiel zu einem Thema gibt, dann bevorzuge ich das immer.

 

 

Hast du noch Fragen zur Legasthenie?

Dann schreib mir ein E-Mail oder komm in die Sprechstunde Legasthenie. Die 1. Sprechstunde findet am Mo 29.01.2024 statt.

 

Weitere Blogartikel zur Legasthenie und zu anderen Lernthemen findest du in den nächsten Wochen hier auf meinem Blog.

Lg, Birgit

 

 

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