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Business as usual

Was ist eigentlich “business as usual” für mich? Das klingt so banal, ist es aber gar nicht. Darüber habe ich nachgedacht, als ich die Blogparade von Lorena Hoormann gefunden habe.

 

As usual gibt es bei mir nicht, denn es ist immer irgendetwas anders. Ich habe jede Woche 18-20 Stunden Legasthenie- und Dyskalkulietraining mit den Kindern und Jugendlichen. Das macht mir total Spaß, aber es ist nicht immer das gleiche, denn die Stunden ändern sich immer wieder. Fast jede Woche ist jemand krank oder es gibt eine Stundenplanänderung und ich versuche, die Stunden herumzujonglieren, sodass es sich für alle ausgeht, zu kommen.

 

Meine Schüler:innen sind zwischen 7 und 20 Jahren alt, da verläuft natürlich auch jede Stunde anders, denn die Anforderungen an ein siebenjähriges Kind sind anders als die an junge Erwachsene. Somit sind die Legasthenie- und Dyskalkuliestunden auch nicht „business as usual“, denn sie verlaufen recht unterschiedlich. Das mag ich so an meinem Beruf, es wird nie langweilig und es kommt oft anders als geplant. Ich plane z.B. mit einem Kind das 1x1 zu trainieren, dann kommt das Kind aber mit einer schwierigen Hausübung zur Addition. Dann disponiere ich um und wir machen spontan einen Teil der Hausübung. Ich erkläre es dem Kind so lange, bis es die Aufgaben verstanden hat. Wenn dann noch Zeit und Energie übrig bleibt, dann kommt noch das 1x1, ansonsten wartet das 1x1 eben bis zur nächsten Stunde. Mein „business as usual“ ist eigentlich Flexibilität.

 

Jetzt habe ich dir meine Nachmittage beschrieben. Die Vormittage sind recht unterschiedlich. An manchen Vormittagen habe ich Termine zur psychologischen Diagnostik, dann bin ich ab 9 Uhr in der Praxis, mache die Testungen mit Kindern oder Erwachsenen, werte alles aus und schreibe dann das Gutachten. Manchmal schreibe ich das Gutachten gleich in der Mittagszeit, manchmal nehme ich mir auch alles mit nach Haus und schreibe das Gutachten zu einem anderen Zeitpunkt.

 

Wenn ich keine Testungen habe, dann verbringe ich die Vormittage meistens zuhause und beantworte E-Mails, rufe Leute zurück, fülle Dokumente aus, schreibe To-Do-Listen, arbeite diese ab, mache Haushaltssachen (das mache ich nicht so gerne), schreibe Rechnungen, erstelle Übungen, bastle neue Lernspiele, bereite Stunden vor, schreibe Blogartikel, plane Instagrambeiträge, … Das sind so einige Dinge, die ich am Vormittag mache. Manchmal habe ich auch eine Fortbildung und lerne etwas Neues über Psychologie, Legasthenie, Dyskalkulie oder Lernen. Meine letzte Fortbildung war über Ängste, die war sehr spannend. Ich arbeite auch immer wieder mit Kindern mit Prüfungsangst. Fortbildungen gehören auch zu meinem „business as usual“ dazu. Ich muss jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Fortbildungsstunden absolvieren. Meistens mache ich aber mehr Fortbildungen als vorgeschrieben, weil ich immer wieder neue Sachen dazulernen will.

 

In einer „normalen“ Woche treffe ich in meiner Praxis 18 Lernkinder, davon werden acht Kinder meist von ihren Eltern oder Großeltern begleitet. Mit ihnen rede ich dann vor oder nach der Stunde meist noch kurz. Ein regelmäßiger Austausch mit den Eltern ist mir wichtig, damit sie auch wissen, was ihr Kind so macht und wie sie es zuhause noch weiter unterstützen können. Bei meinen Testungen treffe ich pro Woche noch zwei Kinder und deren Eltern oder zwei junge Erwachsene, die zur Testung kommen. Dann habe ich noch 2-3 Onlinestunden pro Woche. Diese Kinder leben weiter weg und machen deshalb Onlinetraining. Wenn ein Kind krank war und noch zuhause ist, aber nicht mehr ganz krank ist oder wenn jüngere Kinder von niemandem gebracht werden können, dann machen wir auch im Krankheitsfall manchmal eine Stunde online. Das ist dann zwar nicht as usual, aber für mich nichts Besonderes, weil Onlinestunden mittlerweile zum Standardprogramm gehören.

 

Vor jedem Elterngespräch bereite ich mich genau vor. Ich lege mir den Anamneseleitfaden zurecht, schreib mir alle Infos, die ich schon im Vorfeld erhalten habe, auf und bereite den Raum vor. Ich stelle Wasser auf den Tisch, drehe die Lampe beim Gesprächstisch auf und schaue, dass alles aufgeräumt ist. Es soll ja gut aussehen, wenn jemand kommt.

 

Vor den Lernstunden schaue ich mir immer an, was das Kind gerade in der Schule macht, woran wir letzte Stunde gearbeitet haben und ich plane, was wir in der nächsten Stunde machen. Dann drucke ich Zettel aus und suche alles zusammen, was wir in der Stunde brauchen werden. Ich schreibe mir immer alles auf, denn sonst vergesse ich es. Außerdem habe ich eine Liste mit den Schularbeitsterminen aller meiner Lernkinder zuhause liegen, darauf kann ich immer nachsehen, wann die nächste Schularbeit ist und mir überlegen, wie ich das Kind darauf vorbereiten kann. So behalte ich den Überblick über alle Kinder und Jugendlichen. Da es mir sehr wichtig ist, dass ich jedes Kind individuell fördere, brauche ich dazu oft Listen.

 

Listen schreiben ist bei mir auch „business as usual“: Eine Einpackliste für den Urlaub, eine Einkaufsliste für zuhause und eine für die Praxis, eine To-Do-Liste, eine Liste mit langfristige Zielen, eine Liste mit Ideen, eine Liste mit Spielen, die ich noch basteln oder kaufen will, …

 

 

Ich hoffe, du hast jetzt einen kleinen Einblick in mein „normales“ Arbeitsleben bekommen.

 

Was machst du jeden Tag, was du niemandem erzählen würdest, weil es dir zu banal erscheint?

 

 

Lg, Birgit

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Lorena (Donnerstag, 04 April 2024 20:13)

    Liebe Birgit,
    was für ein spannender Einblick! Ich freue mich riesig, dass du bei meiner Blogparade mitmachst. Und wieder einmal bestätigt sich: Was einem selbst banal erscheint, ist für andere sehr spannend! Dein business as usual ist tatsächlich extrem vielfältig und flexibel. Wahnsinn, dass du alle Schularbeitstermine in einer Übersicht hast! Danke für den Einblick in deinen Alltag! :)
    Liebste Grüße,
    Lorena

  • #2

    Angela Carstensen (Samstag, 06 April 2024 13:32)

    Liebe Birgit, in vielem finde ich mich sehr wieder, vor allen in dem "Mein „business as usual“ ist eigentlich Flexibilität."

    Ich bin sehr beeindruckt davon, wie organisiert du bist. Planungslisten und Dokumentation sind der Teil meiner Tätigkeit als Nachilfelehrerin, zu dem ich mich extrem aufraffen muss :D

    Danke für den Einblick!
    Angela