Was ist ADHS?

 

ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die meist in der Kindheit beginnt. Kennzeichen dafür sind Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und/oder Hyperaktivität. Obwohl ADHS oft mit Kindern in Verbindung gebracht wird, kann es auch bei Erwachsenen auftreten und zu Beeinträchtigungen im Alltag führen. In diesem Blogartikel werde ich euch etwas über die Symptome, Ursachen, die Diagnose und Behandlung von ADHS erzählen.

 

Es gibt auch Menschen, bei denen nur die Aufmerksamkeit und die Impulsivität betroffen sind, die aber keine körperliche Hyperaktivität zeigen. Die Unruhe ist dann innerlich, aber sie ist für andere oft nicht sichtbar. Deshalb ist diese Form der ADHS auch schwerer zu diagnostizieren.

 

Ich sehe es bei vielen Kindern, dass sie sehr unaufmerksam sind, aber körperlich recht ruhig wirken. Ein Mädchen hat mir letztens erzählt, dass es immer so viele Gedanken im Kopf hat. Diese Gedanken lenken es von seinen eigentlichen Aufgaben ab. Das Kind ist ehrgeizig und möchte gute Noten bekommen, aber es wird immer wieder von störenden, plötzlich auftauchenden Gedanken abgelenkt. Auch die Eltern berichteten davon, dass das Mädchen leicht ablenkbar sei, dass es oft mehrere Bücher gleichzeitig lese und dass es recht chaotisch wirke. Dieses Kind ist motorisch ruhig und sehr angepasst. Trotzdem bekam es eine ADHS-Diagnose, weil ADHS von außen nicht immer so sichtbar ist.

 

 

Symptome von ADHS

 

Die Symptome von ADHS können von Person zu Person unterschiedlich sein. Einige Menschen können sich nur schwer konzentrieren, während andere Probleme mit impulsivem Verhalten und Hyperaktivität haben. Im Folgenden sind die häufigsten Symptome von ADHS aufgeführt:

 

Unaufmerksamkeit:

  • Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren
  • leicht ablenkbar
  • häufiges Vergessen
  • Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen und sich an Termine zu erinnern
  • verlieren häufig wichtige Dinge (Schlüssel, Handy, Unterlagen, …)

 

Hyperaktivität:

  • Bewegungsdrang und Zappeligkeit (z.B. ständig aufstehen und herumgehen)
  • Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen oder still zu bleiben

 

Impulsivität:

  • Probleme, Entscheidungen zu treffen und das eigene Verhalten zu planen
  • impulsives Handeln - ohne zu überlegen
  • Schwierigkeiten, abzuwarten oder häufiges Unterbrechen

 

Ursachen von ADHS

 

Die genauen Ursachen von ADHS sind nicht vollständig bekannt, aber es wird angenommen, dass es eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und Umweltfaktoren gibt. Einige der möglichen Ursachen sind:

 

  • Genetik: ADHS kann in Familien häufiger auftreten. Forscher haben mehrere Gene für ADHS identifiziert.
  • Neurobiologische Faktoren: Es kann eine Abnahme des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn geben. Dopamin ist für die Regulierung von Aufmerksamkeit und Stimmung verantwortlich. Dies wirkt sich dann auf das Verhalten der Betroffenen aus.
  • Umweltfaktoren: Umweltfaktoren, wie z.B. Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburt und Alkohol- oder Drogenkonsum während der Schwangerschaft, können das Risiko für ADHS erhöhen. Auch Rauchen während der Schwangerschaft ist ein Risikofaktor für AHDS, der nicht unterschätzt werden sollte.

 

Diagnose von ADHS

ADHS kann schwer zu diagnostizieren sein, da die Symptome von Person zu Person unterschiedlich sind und andere Erkrankungen ähnliche Symptome aufweisen. ADHS wird bei Kindern und Erwachsenen mit Hilfe von Selbst- und Fremdeinschätzungen und mit Hilfe einer genauen Verhaltensbeobachtung diagnostiziert. Wichtig ist es mir, die Person nicht nur an einem Tag, sondern zu mehreren Terminen zu beobachten. Daher mache ich immer mindestens 2-3 Diagnostiktermine. Bei Schulkindern und Jugendlichen gebe ich auch einen Fragebogen für die Schule mit, bei Vorschulkindern sollen die Kindergartenpädagog:innen das Kind hinsichtlich bestimmter Merkmale beurteilen, damit auch das Verhalten in der Schule oder im Kindergarten mitberücksichtigt werden kann. Um ADHS diagnostizieren zu können, müssen die Probleme nämlich in mehreren Bereichen auftreten (zuhause, Schule, Arbeit, Freundeskreis).

 

Aus meiner Erfahrung zeigt sich die ADHS meist in der Schule, teilweise auch zuhause und mit Freunden oder in der Freizeit. Da in der Schule viele Anforderungen an Kinder gestellt werden, müssen sie sich im Unterricht sehr anpassen. Dies fällt Kindern mit ADHS oft schwerer als Kindern ohne ADHS. Sie werden von ihren Gedanken abgelenkt, es fällt ihnen schwer, Aufgaben zu Ende zu bringen, manchmal haben sie auch eine sehr langsame Arbeitsgeschwindigkeit. Auffälliger sind Kinder, die zappelig sind, die impulsiv reagieren, andere öfter unterbrechen oder generell sehr viel reden.

 

Behandlung von ADHS

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für ADHS. Je nach Schweregrad der Symptome und der Bedürfnisse der Familie werden die Behandlungsmöglichkeiten angepasst. Im Folgenden sind einige der gängigen Behandlungen aufgeführt:

 

Verhaltenstherapie: Eine Verhaltens- oder Psychotherapie kann eine wirksame Behandlung von ADHS sein. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, negative Denkmuster zu identifizieren und zu verändern. Somit kann das Denken in verschiedenen Situationen angepasst werden. Eine Verhaltensanalyse kann dazu beitragen, belohnende oder schützende Verhaltensweisen zu identifizieren und positive Verhaltensweisen zu verstärken. Gerade für Kinder ist es wichtig, dass sie lernen, wie sie sich verhalten sollen, denn nur so können sie ihr Verhalten an die Regeln der Gesellschaft anpassen.

 

Konzentrationstraining: Konzentrationsübungen können Kindern dabei helfen, den Fokus wieder zu erlangen und sich eine gewisse Zeit auf etwas zu konzentrieren. Ein Konzentrationstraining ist ein möglicher Baustein in der Behandlung von ADHS.

 

"Weißt du, ich habe die liegende Acht gemacht und dann habe ich null Fehler im Diktat geschafft." Diese Rückmeldung eines 9-Jährigen hat mich so gefreut. Er kann sich durch meine Konzentrationsübungen viel besser konzentrieren und schafft dadurch viel mehr. Er ist oft abgelenkt, aber er schafft es immer öfter, wieder zur Aufgabe zurückzukommen.

 

Die Konzentrationsübungen findest du in meinem Konzentrationskurs. Dort bekommst du 5 Konzentrationsübungen für dein Kind. Ich habe Videos aufgenommen, damit ihr genau seht, wie die Übungen funktionieren. Zusätzlich habe ich sie aufgeschrieben, damit du sie dir auch ausdrucken kannst. Konzentration kann man auch mit vielen verschiedenen Spielen trainieren, deshalb bekommst du auch noch 5 Spieletipps für Vorschulkinder und 5 Spiele für Schulkinder. Der Onlinekurs ist für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren geeignet. Das Praktische ist, der Kurs wächst mit - vom Kindergarten bis zur Unterstufe.

 

Ernährung und Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, ADHS-Symptome zu reduzieren. Es ist wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen zu achten, das gilt allerdings für alle Menschen und nicht nur für Personen mit ADHS. Körperliche Aktivität kann helfen, den Bewegungsdrang zu reduzieren und die Konzentration zu verbessern. Kinder mit ADHS sollten jeden Tag Bewegung machen und viel an der frischen Luft sein, damit sie sich auspowern können und ihre überschüssige Energie loswerden. Allerdings gilt dies auch für alle Kinder, denn Bewegung ist wichtig für alle Menschen.

 

Familien- und Schulinterventionen: Es ist wichtig, dass Familien und Schulen in die Behandlung von ADHS einbezogen werden, da ADHS Auswirkungen auf das tägliche Leben hat. Familienberatung kann das Verständnis für ADHS verbessern und dabei helfen, mit Symptomen besser umzugehen. Schulinterventionen sind wichtig, um das Verständnis der Lehrkräfte und Mitschüler:innen zu erhöhen, die Schulleistung zu verbessern und die Interaktion mit anderen zu erleichtern.

 

Ich empfehle Lehrkräften, dass sie viel Bewegung in ihren unterricht einbauen sollen. Diese hilft allen Kindern, aber besonders hilft sie Kindern mit ADHS. Außerdem berichten mir meine Lernkinder, dass sie gute Erfahrungen mit einem Gummiband am Sessel gemacht haben. Dann können sie ihre Beine bewegen und sich gleichzeitig konzentrieren. Ein Bub erzählte mir auch, dass er jetzt immer einen Radiergummi in der Hand hat, dann könne er besser zuhören. Auch Armbänder oder Ringe, die das Kind drehen kann, können beim Konzentrieren helfen.

 

Medikamentöse Therapie: Medikamente können zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden. Sie helfen, die Konzentration zu verbessern und impulsives Verhalten zu reduzieren. Die Wirkung dieser Medikamente hält jedoch nur für begrenzte Zeit an und es können Nebenwirkungen wie Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit auftreten. Daher sollten Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Wichtig zu wissen ist es auch, dass die Dosierung am Anfang nur sehr gering gewählt wird und wenn nötig nach und nach gesteigert wird. Die Dosierung darf nur nach Verordnung mit der:m behandelnden Psychiater:in verändert werden.

 

Meiner Meinung nach sollten Medikamente sehr sparsam eingesetzt werden und zuvor bzw. begleitend unbedingt eine Verhaltenstherapie gemacht werden. Erst wenn sich mit Hilfe dieser nichts verbessert, können Medikamente zusätzlich gegeben werden. Es gibt Fälle von ADHS, bei denen sich Kinder nur mit Hilfe von Medikamenten konzentrieren können und ohne, dem Unterricht in der Schule nicht folgen können. Dann machen Medikamente wirklich Sinn. Jede:r muss für sich selbst abwägen, ob er:sie Medikamente nehmen möchte. Besprich das mit deinem:r behandelnden Psychiater:in.

Ein Bub in meiner Praxis hat vor kurzem mit Medikamenten gegen ADHS begonnen. Er konnte sich plötzlich in der Schule einige Zeit konzentrieren. Das Kind bemerkte selbst, dass es sich besser konzentrieren kann. Deshalb fragte der Bub am Nachmittag, als die Wirkung nachließ, ob er noch eine zweite Tablette nehmen könne, damit er sich auch am Nachmittag konzentrieren könne. Er ist gerade erst in der Medikamenteneinstellung, das heißt, es wird gerade die richtige Dosierung für ihn gesucht. In dieser Zeit ist die Dosierung oft noch zu gering, aber dein:e behandelnde:r Ärzt:in berät dich dabei.

 

Insgesamt ist die Behandlung von ADHS ein multidisziplinärer Ansatz, der auf die individuellen Bedürfnisse des:r Betroffenen abgestimmt sein sollte. Eine Kombination aus Verhaltens- und Psychotherapie sowie Konzentrationstraining und die Änderungen des Lebensstils können dazu beitragen, die Symptome von ADHS zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

 

Hast du Fragen zu ADHS? Dann schreib sie mir in die Kommentare oder schreib mir ein E-Mail mit deiner Frage.

 

 

Lg, Birgit

 


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