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Was ist Wertschätzung?

 

Was ist Wertschätzung und wo erkenne ich sie im Alltag? Diese Frage bei der Blogchallenge von Jutta Büttner hat mich dazu inspiriert, mir darüber einmal mehr Gedanken zu machen.

 

Ich wohne in Wien, der unfreundlichsten Stadt der Welt, also zumindest sagt das das „Expat City Ranking 2022“. Dort lag Wien in punkto Freundlichkeit auf dem letzten Platz. Wien hat auch in Österreich den Ruf, dass dort lauter grantige Menschen leben. Ich kann das so nicht bestätigen. Ich wohne jetzt seit ca. 15 Jahren hier und ja, es gibt viele unfreundliche Leute, aber die gibt es wahrscheinlich überall. Es leben auch sehr viele sehr nette Menschen in Wien.

 

Was Wien aber auszeichnet, sind die unfreundlichen Kellner, die sind glaube ich absichtlich unfreundlich, um ihrem Ruf gerecht zu werden. Vor allem in den alten Wiener Kaffeehäusern gibt es noch einige ältere Kellner, die sehr grantig und unfreundlich sind, aber das müssen sie sein. Die Gäste erwarten das so. Dort muss ich aber nicht hingehen und dann bedient mich in einem „normalen“ Café jemand, der/die sehr nett ist.

 

Mir begegnet auch in Wien viel Wertschätzung im Alltag, nämlich indem ich Kleinigkeiten wahrnehme. Ich freue mich, wenn jemand den Lift aufhält, damit noch jemand mitfahren kann, wenn mir jemand die Tür aufhält, wenn die Leute auf der Straße lächeln (ok, das passiert recht selten) oder sich einfach gegenseitig helfen. Das sind kleine Gesten, die nur wenige Sekunden oder Minuten dauern, aber einer anderen Person eine Freude bereiten und das ist für mich Wertschätzung.

 

Gerade letzte Woche habe ich in der Arbeit eine besondere Form der Wertschätzung erlebt. Ein Mädchen brachte mir eine Rose mit, die sie von ihrem Taschengeld gekauft hatte. Das war so lieb! Die Idee kam ihr am Weg zu mir. Einige Kinder und ihre Eltern bringen mir von Zeit zu Zeit oder zu Feiertagen Schokolade oder Kuchen mit. Darüber freue ich mich total und ich weiß, dass meine Arbeit sehr geschätzt wird. Das erkenne ich aber nicht nur an den Süßigkeiten und Blumen, nein, ich sehe es in den Gesichtern der Kinder. Sie kommen gerne zu mir, obwohl sie mit mir lernen müssen, was ihnen nicht leicht fällt. Am meisten freue ich mich über liebe Sätze von Kindern, wie z.B. „Du hast immer gute Ideen.“, „Ich will noch nicht gehen. Kann ich noch da bleiben?“ oder „Ich will später auch Kindern helfen, so wie du“. Das zeigt mir, dass ich etwas richtig gemacht habe und das freut mich besonders. Diese Wertschätzung von den Kindern ist die beste Wertschätzung, denn sie kommt von Herzen.

 

Auch zuhause erlebe ich viel Wertschätzung. Mein Freund und ich nehmen uns gegenseitig unliebsame Aufgaben ab. Ich hasse abwaschen, das macht meistens mein Freund und er hasst Staubsaugen, das stört mich dagegen nicht, deshalb ist Staubsaugen meine Aufgabe. Wir haben den Haushalt so aufgeteilt, dass es für niemanden zu lästig wird. Außerdem bedanken wir uns immer beim anderen dafür, dass er etwas für uns Nerviges erledigt hat. Diese kleine Wertschätzung in Form von „Danke“ macht den Alltag echt netter.

 

Ich bemühe mich auch im hektischen Alltag anderen Wertschätzung entgegenzubringen und z.B. Eltern mit Kindern immer vorzulassen. Ich gehe am Gehsteig zur Seite, wenn Eltern mit ihren Kindern entgegenkommen. Das sind sie nicht gewöhnt, denn einige bedanken sich dann sehr herzlich, dass ich das Kind durchgelassen habe oder zur Seite gegangen bin, wenn das Kind gerade Fahrradübungen macht und mich sonst umfahren würde. Das ist für mich selbstverständlich. Kinder haben in meiner Welt immer Vorrang. Ich bin erwachsen, deshalb muss ich aufpassen. Kinder können den Abstand noch nicht so gut einschätzen und deshalb passe ich auf, dass wir nicht zusammenstoßen. Leider sehen das viele Leute nicht so und beschweren sich dann über die Kinder. Das muss echt nicht sein. Alle haben Wertschätzung verdient!

 

Manche Leute sind auch unfreundlich, aber ich weiß ja nie, warum die Person gerade schlecht drauf ist. Vielleicht hatte sie schon einen wirklich stressigen Tag oder sie selbst oder eine nahestehende Person sind krank oder es ist jemand im Umfeld gestorben oder, oder, oder… Daher finde ich es wichtig, andere nicht zu verurteilen. Das gelingt mir auch nicht immer und manchmal ärgere ich mich auch über unfreundliche Menschen, aber wenn ich mir dann ins Gedächtnis rufe, dass es dieser Person vielleicht gerade nicht gut geht und sie deshalb so reagiert, dann habe ich mehr Verständnis für das Verhalten der anderen. Ich denke mir, wenn ich jetzt trotzdem freundlich reagiere, dann ist das für die andere Person auch nett und vielleicht kann ich ihr ja eine kleine Freude bereiten.

 

Auch Trinkgeld ist eine Form von Wertschätzung. Im Lokal Trinkgeld zu geben ist für mich selbstverständlich, denn ich bedanke mich damit bei den Kellner:innen.

 

Außerdem möchte ich mich bei meiner Familie bedanken! 😊 Ihr seid immer für mich da, hört mir zu, helft mir, wenn ich nicht mehr weiter weiß und schätzt mich, genauso wie ich bin – auch wenn ich manchmal komische Ideen habe. Danke!

 

Wo erlebst du Wertschätzung in deinem Alltag? Wie zeigst du deine Wertschätzung? Schreib mir deine Gedanken in die Kommentare.

 

Bis bald!

Birgit


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